The Show Goes On: Zehn Jahre hackaTUM
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Entstanden aus einem Forschungsprojekt, hat sich der Programmierwettbewerb zu einem der größten seiner Art in Europa entwickelt. Zur zehnjährigen Jubiläumsveranstaltung gingen knapp 2.000 Bewerbungen ein. Etwa 80 Prozent davon stammten von TUM-Studierenden. Die restlichen 20 Prozent kamen von Studierenden von 126 Universitäten, Schüler:innen und Personen aus der Industrie – denn um am hackaTUM teilnehmen zu können, ist eine Immatrikulation an der TUM nicht nötig. 960 Bewerbungen wurden schließlich akzeptiert. Die letztlich 757 Teilnehmenden reichten 247 Projekte ein.
Coden übers Wochenende
„Mitmachen können alle, die sich fürs Coden begeistern und 36 Stunden durchhalten“, erklärt Stephen Meisenbacher schmunzelnd. Der Doktorand vom Lehrstuhl für Software Engineering betrieblicher Informationssysteme organisiert das Wochenend-Event seit Jahren zusammen mit den Lehrstuhl-Kolleg:innen Alexandra Klymenko, Juraj Vladika, Franziska Tobisch und Alexandre Mercier in seiner Freizeit. 38 Freiwillige der TUM und aus München unterstützten das Team an den drei Veranstaltungstagen. Elf Sponsor-Unternehmen stellten dieses Jahr zwölf Challenges. Zusätzlich unterstützen vier weitere Unternehmen die Veranstaltung als Sponsoren.
„Am Freitagabend wurden den Teilnehmenden die verschiedenen Aufgaben vorgestellt“, erläutert Alexandra Klymenko. „Das sind echte Probleme aus dem Alltag.“ Zusätzlich gab es einen sogenannten „Wild Track“, bei dem die Teilnehmenden eigene Aufgaben präsentieren konnten. Neben den Challenges boten die Unternehmen Workshops an und waren zum Netzwerken vor Ort.
Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums sorgte DJ Dominik Koislmeyer am Freitagabend für beste Stimmung und erfüllte die Songwünsche des Publikums. Besonders gut kamen extra angefertigte XXXL hackaTUM-Geburtstagstorten an.
Konzept, Produkt, Präsention
Für die Teams aus zwei bis vier Personen waren schlaflose Nächte im wahrsten Sinne des Wortes vorprogrammiert. Es galt übers Wochenende nämlich nicht nur ein Konzept zu entwickeln. Am Ende sollte ein fertiges Produkt stehen, etwa in Form einer App – inklusive einer überzeugenden Kurzpräsentation.
Zur Stärkung der Teilnehmenden beschafften die Organisator:innen nicht nur die nötige Verpflegung und jede Menge Energy-Drinks. Am Samstag sorgten ein Music Mania-Quiz und Slideshow Karaoke für tolle Stimmung und einen weiteren Motivationsschub. Im Rahmen der diesjährigen hackaTUM Swag-Ausgabe und einer zusätzlichen Vintage-Swag-Ausgabe fanden mehr als 3.500 Hoodies, Shirt, und Taschen aus diesem und den letzten Jahren neue Besitzer:innen. Am Sonntag wurden schließlich die Ergebnisse der Challenges von den jeweiligen Sponsor-Unternehmen bewertet und pro Challenge je zwei Siegerteams ermittelt.
Top 24 treten zur Wahl des Siegerteams an
Die besten 24 Gruppen aller Tracks – es gab jeweils einen ersten und zweiten Platz – traten am Ende zur Wahl des Gesamtsiegerteams an. Die Jury, bestehend aus Florian Matthes, Professor für Software Engineering betrieblicher Informationssysteme, und Professor Emeritus Helmut Krcmar, ehemals Professor für Wirtschaftsinformatik und Gründer des KrcmarLab, entschied sich für das Team „Vom Platzl“: David Holzwarth, Lukas Ketzer, Moritz Soppe und Carl Ziesemer hatten die Challenge „Be a City Hero!“ der Landeshauptstadt München gewählt.
Im Fokus dieser Challenge stand die Entwicklung einer Google Chrome Extension. Damit sollte die Verfügbarkeit von Waren in lokalen Geschäften wieder mehr ins Bewusstsein der Konsument:innen rücken. Viele Menschen haben vergessen, dass es Dinge, die sie online kaufen, auch im Laden um die Ecke gibt. Das geht schneller, ist nachhaltiger und wirkt dem Leerstand in den Innenstädten entgegen.
„Wenn wir in der Google-Suchanfrage eines Nutzers eine Kaufabsicht erkennen, wird das Plugin aktiv“, erläutern die vier Entwickler ihre Lösung. „Wir übernehmen die Google Shopping-Übersicht und fügen eine überlagernde Ebene hinzu. Diese zeigt die Läden an, die das gesuchte Produkt verkaufen. Daneben erhalten die Nutzer:innen weitere Details, die ihnen helfen, das lokale Geschäft zu besuchen.“ Statt einer neuen App, die das Smartphone belastet, wollten die Gewinner ein Produkt entwickeln, das sich einfach in den Alltag integrieren lässt.
Code trifft auf Community: das Erlebnis zählt
Belohnt wurde das hervorragende Engagement aller Siegerteams mit vielen attraktiven Preisen wie hochwertiger Elektronik. Dabei stehen die Gewinne für viele Teilnehmende gar nicht so im Vordergrund. „hackaTUM ist nicht nur ein Programmierwettbewerb, sondern auch eine tolle Gelegenheit, mit coolen Leuten, die dieselbe Begeisterung teilen, Spaß zu haben und neue Freundschaften zu knüpfen“, sagt Stephen Meisenbacher. Für ihn und das Organisationsteam hat sich der enorme Aufwand zur Vorbereitung und Durchführung des Hackathons gelohnt. "Wir freuen uns schon auf 2026", verraten die Doktorand:innen. „Die einmalige Hacker-Atmosphäre, die innovativen Projekte und das Gefühl, etwas Großartiges auf die Beine zu stellen, motivieren uns jedes Mal aufs Neue.“
Und es wurde hackaTUM: ein Interview zu den Anfängen

Doktor Patrick Holl, ehemaliger Doktorand am Lehrstuhl für Software Engineering betrieblicher Informationssysteme (sebis) von Prof. Florian Matthes, ist einer der ersten Organisator:innen von hackaTUM, dem offiziellen Hackathon der TUM School of Computation, Information and Technology (CIT). Der Gründer des Startups „Fusionbase“, einem Datahub für externe Daten, erinnert sich gerne an seine Hackathon-Zeit.
Wie bist du an die Rolle des Organisators gekommen und was hat dich am meisten daran gereizt, einen Hackathon zu organisieren?
Patrick Holl: Der hackaTUM wurde 2016 von Anne Faber, einer Mitdoktorandin, und mir ins Leben gerufen. Ursprünglich war er als einmaliges Event im Rahmen eines industriellen Forschungsprojekts geplant. Da es an der TUM zu diesem Zeitpunkt keinen Informatik-Hackathon gab, haben wir uns gedacht: Wenn schon, denn schon. Wir wollten die Basis für ein langfristig erfolgreiches Event legen. Ich war bis 2020 als Organisator dabei und habe das Zepter dann an Alexandra Klymenko übergeben, die ebenfalls Doktorandin am sebis-Lehrstuhl war. Sie hat seitdem einen großartigen Job gemacht und das Event weiter professionalisiert.
Wie hast du den ersten hackaTUM erlebt?
Patrick Holl: Chaotisch. Wir sind an vielen Stellen ins kalte Wasser gesprungen, aber am Ende hat erstaunlich viel gut funktioniert. Das Gefühl, nach einer teils chaotischen Organisation trotzdem ein gelungenes Event auf die Beine gestellt zu haben, war unglaublich motivierend.
Was war in deinen „hackaTUM-Jahren“ deine wichtigste Erfahrung?
Patrick Holl: Dass man im Prinzip alles lernen kann. Sponsoren akquirieren, Catering organisieren, Ablaufpläne erstellen, Poster- und Flyerdesign, das gesamte Branding mit Logos, Website und Social Media – nichts davon hatten wir „von Haus aus“ perfekt drauf.
Wir sind einfach mit Vollgas ins kalte Wasser gesprungen. Mit einem motivierten Team, das Lust hat, Probleme zu lösen, funktioniert am Ende fast alles. Das hat meine Sicht auf neue Herausforderungen generell geprägt.
Was war das kurioseste Ereignis, wenn du an hackaTUM denkst?
Patrick Holl: Wir hatten mehrere Anfragen aus Übersee von Teilnehmenden, die gerne kommen wollten und dafür einen Refund ihres Flugtickets forderten. Angesichts unserer damaligen finanziellen Mittel war das natürlich völlig utopisch. Während des Events selbst hat einmal eine Gruppe versucht, mit Sackkarren Bierkästen aus der Location zu schmuggeln. Sie aufzuhalten war stressig, doch im Rückblick ist das eine Anekdote, über die man schmunzelt.
Hättest du gedacht, dass der hackaTUM einmal einer der größten seiner Art in Europa werden würde?
Patrick Holl: Ja. Die TUM bietet als exzellente Universität perfekte Rahmenbedingungen: hochmotivierte Studierende, engagierte Lehrstühle, starke Industriepartner und eine sehr gute Infrastruktur. Wenn man diese Bausteine konsequent zusammenführt, ist es nur logisch, dass so ein Format stark wachsen kann.
Wie habt ihr das geschafft?
Patrick Holl: Es war beeindruckend zu sehen, wie hackaTUM von Jahr zu Jahr professioneller und größer wurde. Für das Team war es eine intensive, aber sehr erfüllende Zeit. Wir haben alle viel Freizeit „geopfert“ und sind mit einem konsequenten Problemlösungs-Mindset an die Organisation herangegangen. Wenn etwas nicht funktioniert hat, war die Frage nie „ob“, sondern immer nur „wie“ wir es lösen. Diese Haltung war aus meiner Sicht entscheidend dafür, dass das Event dieses Niveau erreichen konnte.
Was können Organisator:innen aus der Erfahrung mit hackaTUM für später mitnehmen?
Patrick Holl: Man braucht eine echte Leidenschaft für das Event. Wenn man so etwas nur als „Job“ betrachtet, wird es sich nicht weiterentwickeln und irgendwann auslaufen. hackaTUM hat aus meiner Sicht noch viel Potenzial nach oben. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, muss man Lust darauf haben, Hindernisse und Probleme anzugehen. Gleichzeitig erlangt man dabei eine enorme Bandbreite an Fähigkeiten: von Sponsoring und Budgetplanung über Eventlogistik und Kommunikation bis hin zu Branding, Technik, Krisenmanagement und Teamführung. Die Lernkurve ist steil und sehr praxisnah, was das Engagement langfristig unglaublich wertvoll macht.
Was ist deine schönste Erinnerung an hackaTUM?
Patrick Holl: Das Teamgefühl. Die vielen Extra-Meilen, die das Organisationsteam und die freiwilligen Helferinnen und Helfer gegangen sind, um das Event möglich zu machen. Dieses gemeinsame „Wir schaffen das“ trotz aller Stressmomente ist etwas, das sehr positiv hängen geblieben ist.


