Zwei neue Emeriti of Excellence aus der CIT
School |
Erwin Biebl und Alfons Kemper waren bis Oktober 2025 Professoren an der TUM School of Computation, Information and Technology (CIT) – jetzt sind sie TUM Emeriti of Excellence. Mit diesem Ehrentitel würdigt die Technische Universität München herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich durch exzellente Forschung, Lehre und Engagement für die Universität verdient gemacht haben. Als Emeriti of Excellence bleiben sie der TUM weiterhin eng verbunden und bringen ihre Expertise in Forschung, Beratung und Nachwuchsförderung ein.
Bei der Mitgliederversammlung der Senior Faculty of Excellence am 1. Dezember 2025 im Institute for Advanced Study in Garching nahm TUM Präsident Thomas Hofmann die neuen Mitglieder offiziell auf. Anlässlich ihres Eintritts in den Ruhestand haben wir mit beiden über ihre Karriere, prägende Momente und ihre Pläne für die Zukunft gesprochen. Lesen Sie hier die Interviews.
Professor Erwin Biebl: ein Kindheitstraum wird zur Forscherkarriere

Erwin Biebl war von 1999 bis 2025 Professor für Höchstfrequenztechnik an der TUM. Er ist Senior Member des IEEE. Er war 7 Jahre lang im Fakultätsrat der Elektrotechnik und Informationstechnik und Mitglied im Bibliotheksbeirat der TUM.
Einfach erklärt: Was waren Ihre Forschungsschwerpunkte?
Meine Forschungsschwerpunkte waren Sensoren, die mittels elektromagnetischer Wellen Objekte in ihrer Umgebung detektieren und lokalisieren. Diese Objekte können kooperativ sein, indem sie die Abfragesignale des Sensors auswerten und aktiv zurücksenden. Anwendungen sind hier zum Beispiel sogenannte RFID-Lösungen (Radio Frequency Identification) in der Logistik oder das Internet der Dinge. Überwiegend haben wir uns aber mit nicht-kooperativen Objekten beschäftigt, die die Abfragesignale passiv reflektieren. Eine wichtige Anwendung ist hier das automobile Radar, um die Fahrumgebung für hochautomatisiertes Fahren zu erfassen.
Welchen Traumberuf hatten Sie als Kind?
Ich wollte praktisch von klein auf Elektroingenieur werden. Während meiner Schulzeit in den Siebzigern erlebte die Elektronik eine dramatische Entwicklung: Integrierte Schaltungen wurden erschwinglich, erste Mikroprozessoren kamen auf den Markt. Die damit einhergehenden neuen Möglichkeiten inspirierten mich ungemein; ich experimentierte in meiner Freizeit und in Schulprojekten damit. Auch 50 Jahre später hat diese Thematik ihre Faszination für mich nicht verloren, im Gegenteil: Ich kann heute sagen, dass ich tatsächlich meinen Traumberuf gefunden und ausgeübt habe.
Wie sind Sie zur Wissenschaft gekommen?
Nach dem Studium war ich zunächst bei der Firma Rohde & Schwarz in der Entwicklung von Funkmessplätzen tätig. Die aufgrund des Zeitdrucks oft unzureichende Durchdringung der Probleme empfand ich als unbefriedigend. Daher bin ich an die Universität zurückgekehrt, um mich der Forschung zu widmen. Für mich war aber immer wichtig, dass am Ende eines Projekts ein vorzeigbarer Prototyp entsteht. Insofern bin ich immer auch „Entwickler“ geblieben.
Was war Ihre prägendste berufliche Erfahrung?
Die Zeit bei Rohde & Schwarz! Nie wieder habe ich in so kurzer Zeit eine solche Menge unterschiedlicher praktischer Erfahrungen gewonnen, von denen ich sowohl in der Forschung, aber auch besonders in der Lehre profitieren konnte.
Was haben Sie jetzt vor und worauf freuen Sie sich am meisten?
Am meisten freue ich mich, nun mehr Zeit für meine Familie zu haben.
Was werden Sie an der CIT vermissen?
Was ich definitiv schon vermisse und noch vermissen werde, sind die Begegnungen und Gespräche mit den Kolleginnen und Kollegen. Der äußerst kollegiale, oft freundschaftliche Umgang war sehr angenehm und half enorm bei der Lösung mancher schwieriger Probleme. Das gilt insbesondere für die Zeit meines Vorsitzes im Masterprüfungsausschuss, in dem immer wieder konfliktreiche Situationen durch konstruktive Zusammenarbeit entschärft und zum Vorteil der Studierenden gelöst werden konnten. Aus fachlicher Sicht war der Einblick in unterschiedliche Sichtweisen auf das gleiche Problem sehr erhellend und inspirierend. Dieser freundschaftliche Umgang auf allen Ebenen ist meines Erachtens ein wesentlicher Faktor für den Erfolg der TUM im Allgemeinen und der TUM School of CIT bzw. der früheren Fakultäten.
Was möchten Sie den Studierenden mit auf den Weg geben?
Der Schlüssel zum Erfolg in Studium und Beruf ist der unbedingte Durchhaltewillen. Lassen Sie sich von unvermeidlichen Rückschlägen und Misserfolgen nicht entmutigen, sondern lernen Sie daraus! So können Sie gestärkt hervorgehen.
Professor Alfons Kemper: Pionierarbeit für skalierbare Datenbanksysteme


Alfons Kemper war von 2004 bis 2025 Professor für Datenbanksysteme an der TUM. Zudem war er vier Jahre lang Dekan der ehemaligen Fakultät für Informatik und von der Gründung bis zu seinem Ruhestand Department Head des Departments of Computer Science der TUM School of CIT.
Einfach erklärt: Was sind Ihre Forschungsschwerpunkte?
Wir drohen derzeit von einer wahren Informationsflut (Big Data) „überrollt“ zu werden und sind auf dem besten Weg in die Informationsgesellschaft. Datenbanksysteme spielen eine enorme Rolle in Wissenschaft, Unternehmen, Behörden und anderen Organisationen. Ihre Bedeutung wird durch die zunehmende weltweite Vernetzung und die datengetriebenen KI-Anwendungen stark zunehmen. Gleichzeitig wird der systematische Einsatz von Datenbanksystemen wegen der zunehmenden Informationsmenge, der Verteilung der Information auf ein Netz von Datenbankservern, der steigenden Komplexität der Anwendungen und der erhöhten Leistungsanforderungen immer schwieriger. Die von mir mitaufgebaute, international erfolgreiche Datenbankgruppe der TUM beschäftigt sich mit der
Weiterentwicklung der Datenbanktechnologie, um diese Skalierungsanforderungen beherrschen zu können.
Welchen Traumberuf hatten Sie als Kind?
Ich wollte Agrarwissenschaftler werden, wie mein Onkel gleichen Namens – ich bin nämlich auf einem Bauernhof aufgewachsen.
Wie sind Sie zur Wissenschaft gekommen?
Zur Wissenschaft bin ich durch Zufall und durch die Förderung und Beratung von Mentoren wie Armin. B. Cremers, Seymour Ginsburg, Ellis Horowitz und Peter Lockemann gekommen.
Was war Ihre prägendste berufliche Erfahrung?
Prägend war die Erkenntnis „Die anderen kochen auch nur mit Wasser“ und sie bekommen ihre Paper mal abgelehnt.
Was haben Sie jetzt vor …
Ich bin jetzt Aktiv-Rentner ;-)! Als Emeritus of Excellence werde ich mich weiterhin in der und für die TUM engagieren. Zudem will ich mein Datenbanksysteme-Lehrbuch, das ich gerade in 11. Auflage mit Kollegen Leis überarbeite, weiterpflegen.
… und worauf freuen Sie sich am meisten?
Ich freue mich auf die Auswärtsspiele des FC Bayern in der Champions League und auf freie Fahrrad- und Sitzplätze in der BOB dienstags, mittwochs und donnerstags.
Was werden Sie an der CIT vermissen?
Mit fehlt das zweiwöchentliche InfoCafé der früheren Informatik-Fakultät mit Tech-Updates und Diskussionen – und Kuchen.
Was möchten Sie den Studierenden mit auf den Weg geben?
Ich sage unseren Studierenden das, was ich den Bachelor- und Mastergraduierten bei der Abschlussfeier 2025 gesagt habe – wir hatten dieses Jahr eine Rekordzahl von 1600: Geht hinaus und verändert die Welt!
Als ich in Ihrem Alter war, fühlte ich mich wie ein Pionier. Nach meinem Bachelor-Abschluss verließ ich vor 45 Jahren Deutschland, um in den USA zu studieren. Es war das erste Mal, dass ich mit dem Flugzeug flog. Es gab kein Internet und keine Mobiltelefone. Um zu Hause anzurufen, brauchte ich Münzen. Dann haben wir als Informatiker die „neue Welt“, das Internet geschaffen. Es hat in jeder Hinsicht die Welt revolutioniert: wirtschaftlich, sozial, kulturell usw.
Auch Sie sind Pioniere einer neuen Ära, der Ära der KI. Verlassen Sie Ihre Komfortzone, seien Sie mutig, probieren Sie Neues aus. Wir stehen am Anfang einer industriellen und sozialen Revolution. Schaffen Sie neue Möglichkeiten, von denen die Menschheit profitieren kann: medizinische Anwendungen, soziale Auswirkungen, Bildung für alle, sogar in Ländern der Dritten Welt usw. Bedenken Sie auch mögliche negative Folgen und übernehmen Sie Verantwortung. Machen Sie die Welt zu einem besseren Ort – oder ruinieren Sie sie zumindest nicht!